Wir schreiben das Jahr 1964…
Die Beatles singen „A Hard Day´s Night“,
Roy Orbinson erfindet seine Pretty Woman und
Louis Armstrong grüßt mit: Hallo Dolly…
Porsche bringt einen Coupe vom 911er auf den Markt.
In Amerika gibt’s einen neuen Präsidenten, nachdem Kennedy einem Attentat zum Opfer fiel.
Der Baby – Boom in Deutschland erreicht mit 1.357.304 Kindern seinen Höhepunkt.
In Deutschland ist das Wirtschaftswunder voll im Gange, so, dass das auch in Kail angekommen ist.
Der Schmiedemeister Josef Berens aus Kail expandiert, baut eine große Werkstatt für die Schmiede und dazu…
Eine Tankstelle! Eine Tanke im 300 Seelendorf Kail.
Zu dieser Zeit gab es viele kleine Tankstellen, man konnte sagen, dass es alle 10 km eine Tankstelle gab.
Für den Ort Kail war es etwas ganz Besonders und es wurde auch zu einem besonderen Ort – bis Heute!
Es wurde – es ist – ein Ort der Begegnung.
Die Kinder konnten Süßigkeiten und Eis kaufen, hier gab es die Tageszeitung und auch sämtliche Neuigkeiten wurden beim täglichen Frühschoppen in Juppes kleinem Tankstellenraum verkündet.
Die Tanke war immer offen, auch am Sonntag Abend um 21 Uhr, wenn tags zuvor vergessen wurde zu tanken. Es wurde jedem Gast weitergeholfen, damals wie Heute ist das noch so!
Die Tankstelle wurde erstmals von der Firma Rheinpreussen erstellt, wurde dann in den 70er zu DEA und schließlich in den 80er zu Texaco, einem der ganz großen Ölkonzerne!
Die Technik war einfach und simpel, nix mit digitaler Anzeige oder automatischem Stopp oder Zählsystem.
Die Preise wurden per Hand in einer Anzeigetafel oft mehrmals am Tag angezeigt. Die Kinder haben aus Spaß oft die Zahlen vertauscht, so dass dann die Preise, komplett durcheinander angezeigt wurden.
Viele Stammkunden hatten eine Tankkarte, wo handschriftlich aufgeschrieben und am Monatsende bar bezahlt wurde.
Zum Tanken gehörte aber auch der persönliche Service:
Reifen-Luftdruck überprüfen, Ölstand kontrollieren und bei „besonderen Gästen“ hat Juppes dann auch die Scheiben geputzt, meist mit leicht ölverschmierten Händen…..!
Nicht nur Motoren haben Durst
Oft wurde zum Autotanken auch das persönliche Auftanken genutzt. Im Tankstellenraum bei Agathe gab’s immer kühles Bier, Wein und alkoholfreie Getränke. Für jeden Gast gab es ein gewisses Extra, der eine wollte sein Bier handwarm, der nächste gestaucht, wieder andere eiskalt aus dem Kühlschrank.
Die Leute hatten Zeit, es gab wenig Hektik und Stress, dafür wurde mehr miteinander geredet, es gab keine Handy´s, kein Facebook oder Whatsapp.
Zu der Tankstelle gehörte auch eine Waschhalle.
Hier wurden die Fahrzeuge gepflegt und gewartet, repariert und mit Unterbodenschutz und Hohlraumversiegelung dauerhaft geschützt.
Reifendienst, Auspuff, Ölwechsel und so manch alter Schlitten wurde hier wieder zusammengeschweißt, so dass er über den Tüv ging.
Was in dieser Halle schon alles angestellt und gefeiert wurde ist legendär!
Schließung nach 35 Jahren Betrieb
Ab 1990 wurde die Tanke dann privat weiter betrieben, ohne Gesellschaft im Hintergrund. Texaco hat sämtliche kleine Tankstellen im Kreis abgestoßen.
1999 war dann Schluss, der Tankbetrieb wurde eingestellt. Die Umweltauflagen waren zu groß und zu aufwendig, um den damals geltenden Standards gerecht zu werden.
So wurde zwar die eigentliche Tankstelle für Verbrenner Motoren eingestellt, aber der andere, private Tankbetrieb lief weiter. Der Getränkevertrieb nahm immer mehr Fahrt auf, und bald versorgte Juppes das halbe Dorf mit Getränken, sogar mit Lieferservice.
Café zur Tanke / Musikschmiede
Und heute, 60 Jahre nach Ihrer Gründung, kann das Café zur Tanke, bereits auf 6 Jahre erfolgreiche Jahre, einer teilweisen neuen Tätigkeit zurückblicken.
Das Café zur Tanke, ist ein wesentlicher Baustein der Musikschmiede und wurde im Sep. 2018 eröffnet.
Hier gibt’s frischen, selbstgebackenen Kuchen, deftige und leichte Speisen, heißen Kaffee und kühles Bier und selbstgemachte Fruchtsäfte, vieles aus eigenem Anbau.
Seit dem der Moselsteig durch Kail führt, praktisch an der Haustür vorbei, ist die alte Tanke wieder der Ort der Begegnung und dafür sorgt, dass die Wandergäste gut versorgt und verwöhnt werden.
Zudem finden sich nun auch viele Biker und Motorradfahrer ein, die durch die kurvenreichen Strecken, von Eifel – Mosel – Hunsrück fahren.
Das Café zur Tanke ist mittlerweile zu einem festen Bikertreff in der Region geworden.
Und es kommen viele Feriengäste in den Ort, die liebevoll restaurierten Ferienwohnungen im Haus erfreuen sich großer Nachfrage und Beliebtheit.
Da wo früher die Autos betankt wurden, sitzen heute die Gäste, unter einem regensicheren Dach, in geschmackvoll eingerichteter Atmosphäre.
Die alten Zapfsäulen, mit passender Deko, aber auch die wohltuende Flora lassen die alte Tanke, den Flair der vergangenen Jahre wiedergeben.
Ob im edlen Autosofa oder auch mal in einer 3er Sitzbank aus einem Flugzeug mit Aschenbecher in den Armlehnen. Die Gäste genießen, mehrmals im Jahr tolle Events mit Livemusik der Extraklasse!
So solls weitergehen, solange es geht….
Das 60. Jubiläum der Tankstelle feiern wir am 22.09. mit einer 60s-Party mit tollem Musikprogramm!
Super.
Café zur Tanke in Kail